Zoologische Sammlung der Universität Rostock (ZSRO)

Die Zoologische Sammlung der Universität Rostock (ZSRO) liegt am Universitätsplatz, direkt im Herzen der Hansestadt. Die Sammlung besteht seit ca. 250 Jahren und ist somit eine der ältesten dauernd bestehenden Einrichtungen der Universität. In Zeiten immer weiter abnehmender Biodiversität ist es uns wichtig, Biodiversität nicht nur zu erforschen und Studierenden zu lehren, sondern auch alle Besucherinnen und Besucher über unsere regionale sowie globale Artenvielfalt aufzuklären. Damit nehmen wir neben der Forschung und Lehre auch die dritte zentrale Aufgabe von Universitäten, den Wissenstransfer in die Gesellschaft (Third Mission), wahr.

Adressen und Ansprechpartner

Anschrift:

Dr. Sören Möller, Institut für Biowissenschaften, Lehrstuhl Allgemeine & Spezielle Zoologie, Universitätsplatz 2, 18055 Rostock, Tel. 0381/498 6278, Fax 498 6262, e-mail:soeren.moeller(at)uni-rostock.de.

Öffnungszeiten: Mo - Fr 10 - 16 Uhr

Führungen (maximale Gruppengröße 16 Personen) in den historischen Sammlungsteil („Schaumagazin“) nach Anmeldung bei Antje Hlawa (Tel. 0381 498 6281, antje.hlawa(at)uni-rostock.de).

Vorträge und Vorweisungen: Vgl. besondere Ankündigung und Aushänge.

Museumsshop: Bücher, Postkarten und Informationsblätter zu besonderen Objekten.

Bestand

Schwerpunkte sind Tiere des Meer-, Brack- und Süßwassers, Fische, Mollusken, Vögel und Insekten. Besonderheiten sind z. B. der bekannte Rostocker Pfeilstorch von 1822 (ältester Beleg für den Fernzug von Vögeln, der seinerzeit einen Paradigmenwechsel auslöste, vgl. Kinzelbach 2005); Belege zur ältesten wissenschaftlichen Anatomie einer Amazonas-Seekuh (Manati, Trichechus inunguis), gesammelt von dem österreichischen Brasilienforscher NATTERER durch H. F. STANNIUS; zwei Ichthyosaurier aus Holzmaden (s. u.); australische Tiere von dem in Rostock geborenen Botaniker Baron Sir Dr. Ferdinand VON MUELLER (1825-1896), Melbourne; u. a. Reptilien und Amphibien aus Amerika von dem aus LAAGE stammenden Kaufmann Theodor CORDUA (1796-1857), zeitweise der reichste Mann Amerikas; Reste der VON PASSOWschen Geweihsammlung aus Mecklenburg; Material aus der CHUNschen Tiefsee-Expedition; überregional bedeutsam ist die im Altbestand auf die großherzogliche Sammlung zurückgehende Molluskensammlung mit den „Linkschen Typen“ und mit einem reichen Bestand an Süßwassermuscheln aus der Westpaläarktis von R. Kinzelbach. Im zurückliegenden Jahrzehnt sind einige ehemalige Bewohner des Rostocker Zoos in den Bestand übergegangen: Eisbärmännchen „Churchill“ ziert den Eingangsbereich des Hauses, Rostocks letzte Elefantin „Sara“ als Skelettpräparat den Biodiversitätsraum. Neues Highlight dort ist die Biodiversitätswand, vor allem bestückt mit den Regionssammlungen von Karl-Heinz GRIESSBACH und Heinz-German FISCHER.

F. E. SCHULZE beschaffte Glasmodelle von Tieren der weltbekannten Fa. BLASCHKA und Wachsmodelle der Fa. ZIEGLER. Reichlich vorhanden waren auch Wandtafeln von LEUCKART, an deren Gestaltung mehrere Rostocker Professoren beteiligt waren. Die Universität Rostock besaß eine geologische und mineralogische Sammlung, die von Bergrat GIESEKE im Jahre 1803 Grund gelegt wurde. Sie wurde besonders durch den um die Jahrhundertwende in Rostock tätigen, international bedeutenden Geologen Prof. Dr. Eugen GEINITZ (tätig 1878-1925) vermehrt. Mit der Umsiedlung der Geowissenschaften an die Universität Greifswald im Jahre 1968 verlor Rostock diesen Fundus.

Ein besonderes Fossil ist uns geblieben. Unbeachtet lag in der Zoologischen Sammlung der Universität seit Menschengedenken in einem verstaubten Kasten eine steinerne Platte mit dem nur undeutlich wahrnehmbaren Skelett eines Ichthyosauriers, einem Vertreter der im Erdmittelalter blühenden Fischechsen. Es stammt aus dem der ZSRO überlassenen Bestand von Privatdozent Dr. A. Ch. SIEMSSEN (1768-1833), dem „Vater der meklenburgischen Thierkunde“. Die Reinigung brachte es an den Tag: Es handelt sich um ein Original: Rostocks einziger „richtiger“ Saurier. Hinzu kam als Dauerleihgabe von Dr. Katharina SPRINGER ein weiteres Prachtexemplar.

Funktionen

Die Sammlung ist auf Grund ihres Grundkonzepts der akademischen Lehre auf das ganze Tierreich weltweit ausgerichtet und grundsätzlich keine Regionalsammlung. Unterschiedliche Funktionen treffen sich: • Forschungssammlung mit Belegen aus aller Welt für Neubeschreibungen von Arten (Typusmaterial) und wissenschaftliche Publikationen.

• Lehrsammlung für Studierende (Artenkenntnis, Anatomie, Histologie, Materialkunde).

• Schausammlung für die Öffentlichkeit (Schulen, Gruppen, Naturkundemuseum in der „Kulturmeile“ von Rostock).

• Beleg- und Vergleichssammlung für Mecklenburg-Vorpommern und die Ostsee.

• Arbeitssammlung für Faunistik, Naturschutz und Natur-Management.

Der Bestand wird heute gezielt auf die aktuell im Hause betriebene Forschung hin erweitert, besonders Vögel und Fische unter den Wirbeltieren, Krebse, Borstenwürmer, Weichtiere und andere Meerestiere unter den Wirbellosen. Das historische Material wird für die Biodiversitätsforschung aufbereitet und verfügbar gemacht, aktuell die international bedeutenden Bestände an Mollusken und Skorpionen. Die Sammlung ist somit integraler Bestandteil der Allgemeinen und Speziellen Zoologie. Der immer wieder in den Vordergrund tretende Schau-Effekt betrifft nur einen kleinen Teil der Objekte und ist eine erwünschte Nebenfunktion. Das Anliegen der wissenschaftlichen Sammlung ist multifunktional:

• Die Original-Objekte aus dem Tierreich werden in geeigneter Konservierung (auch zu Zwecken molekularbiologischer Auswertung) verfügbar gemacht.

• Bereitstellung aller Publikationen über diese Objekte.

• Sammlung aller biographischen Daten der beteiligten Sammler, Stifter und Wissenschaftler.

Dadurch wird die Sammlung über die Naturgeschichte hinaus zu einem Teil der nationalen Kulturgeschichte.

 

Situation und Perspektiven

Aktuell ist die Zoologische Sammlung umfangreich in den Lehr- und Forschungsbetrieb des Lehrstuhls für Allgemeine und Spezielle Zoologie eingebunden und werktags auch für Nicht-Universeitätsangehörige geöffnet.

Die Sammlung ist Mitglied im Museumsverbund Mecklenburg-Vorpommern und im NORe Museumsverbund. Dieser ist ein Zusammenschluss der Naturkundemuseen und Naturwissenschaftlichen Sammlungen der Nord- und Ostsee Region, welche komplementäre Forschungskompetenzen und Sammlungsdaten besitzen. Die Museen des Verbundes arbeiten an gemeinsamen Forschungsvorhaben und kooperieren beim Sammlungsmanagement und der Vermittlungsarbeit.

 

Literatur

Bick, A. Die Zoologische Sammlung der Universität Rostock im Wandel der Zeit. Archiv Natur- und Landeskunde Mecklenburg-Vorpommern 58 (2021): 103-130. https://doi.org/10.30819/anlk.58.10 

RICHTER, S.BICK, A. (2018): Chapter 49. Rostock: The Zoological Collection of the University of Rostock. In: L.A. Beck (ed.), Zoological Collections of Germany, Natural History Collections, Springer International Publishing AG 2018, 583-589. https://doi.org/10.1007/978-3-319-44321-8_49

KINZELBACH, R. (2005): Das Buch vom Pfeilstorch. 80 S., Marburg (Basilisken-Presse).

KINZELBACH, R. (2005): Die Zoologie an der Universität Rostock. Zoologie 2004/05, Mitt. der Deutschen Zoologischen Gesellschaft: 33-48, Marburg.

KINZELBACH, R. (2004): Hermann Friedrich Stannius (1808-1883) und die Amazonas-Seekuh in der Zoologischen Sammlung der Universität Rostock. Stier & Greif 13: 70-78, Schwerin.

KINZELBACH, R. (2000): Die Zoologie an der Universität Rostock: Von der Wunderkammer zu Biodiversitätsforschung und Biotechnologie. Eine historische Übersicht. Verhandlungen zur Geschichte und Theorie der Biologie 5: 159-181, Berlin (VWB 2000).

BRAUN, M. (1891): Geschichte der Zoologie und der zoologischen Sammlung an hiesiger Universität. – Arch. d. Freunde d. Naturgesch. in Mecklenburg 44: III-VII, Güstrow.

LINK, H. F. (1806-08): Beschreibung der Naturalien-Sammlung der Universität zu Rostock.